Behandlungskonzept

Komplex traumatisierte Kinder, Jugendliche und Heranwachsende brauchen ein auf sie abgestimmtes Therapieangebot, dass der Komplexität ihrer Symptomatik gerecht wird.

Grundlage überhaupt ist, dem Kind oder Jugendlichen über einen bestimmten Zeitraum eine verlässliche, stabile, haltgebende therapeutische Beziehung anzubieten. Kinder und Jugendliche brauchen die Bereitschaft des Therapeuten, auch in sehr schwierigen Zeiten und bei Rückschlägen begleitet zu werden.

Stabilisierung, Aufbau äußerer und innerer Sicherheit:
PuppenIn einer ersten Therapiephase  steht die Stabilisierung und Arbeit an der äußeren und inneren Sicherheit im Mittelpunkt. Hier gilt es Ressourcen zu finden und zu stärken und Bindung zu heutigen Bezugspersonen zu fördern. Die Bezugspersonen müssen dahingehend unterstützt werden, nicht nur die Alltagspersönlichkeit des Kindes sondern ebenfalls seine abgespaltenen  verängstigten, bedürftigen, beschämten Kinderanteile als auch seine aggressiven Innenanteile anzunehmen. Mithilfe kinderspezifischer Materialien und Techniken können bereits kleinere Kinder ihre inneren Persönlichkeitsanteile kennenlernen und die Dynamik ihres inneren Persönlichkeitssystems begreifen. Dies kann ihnen helfen, Handlungsweisen, Affekte und Körpersymptome besser einzuordnen. Das Bewusstsein darüber, „wie man selber so tickt“, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung.

PuppenKörperpsychotherapeutische Übungen  sind besonders geeignet als Hilfestellung bei der Erregungs- und Affektregulation. Darüber hinaus sind im Körpergedächtnis  Traumaerinnerungen  gespeichert,  selbst  aus der Zeit als das Kind noch keine Sprache hatte und noch nicht darüber reflektieren konnte, was ihm passiert ist. Über Arbeit mit dem Körper können abgespaltene Traumaerinnerungen wiederbelebt und damit der Bearbeitung zugänglich gemacht werden.

Traumaprozessieren:
In einer 2. Phase ist die Auseinandersetzung mit traumatischen Erinnerungen wichtiger Aspekt, um die Heilung des Kindes zu fördern.  Kinder und Jugendliche mit komplexer Traumatisierung haben vielfältig Hochstresserfahrungen erlebt. Traumaverarbeitung kann nur in kleinen Schritten geschehen, um das Kind oder den Jugendlichen nicht zu überfordern.

Besonders hilfreich ist die Arbeit mit EMDR oder der Bildschirmtechnik. Kleine Kinder symbolisieren und prozessieren häufig traumatisch Erlebtes im Spiel. Dies kann vom Therapeuten/der Therapeutin aufgenommen und therapeutisch begleitet werden.

Integration:
Mit erfolgreicher Trauma-Verarbeitung löst sich die Symptomatik des Kindes oder des Jugendlichen immer weiter auf. In einer 3. Phase steht die Integration abgespaltener Persönlichkeitsanteile in die Gesamtpersönlichkeit des Kindes oder Jugendlichen weiter im Mittelpunkt. Mit gelungener Integration erlebt das Kind oder der Jugendlichen sich mehr und mehr als „eine Persönlichkeit“. Der junge Patient ist dann immer mehr in der Lage, die für ihn anstehenden Entwicklungsaufgaben zu meistern.